Landesverband für Unterwasserarchäologie

Mecklenburg-Vorpommern

Dokumentation und Sicherung des Yachthafen-Wracks Hohe Düne

14. April 2010

Im März 2010 führten Taucher aus den Teilvereinen des Landesverbandes für Unterwasserarchäologie MV e.V. Dokumentations- und Sicherungsarbeiten am Yachthafen-Wrack in Hohe Düne durch. Diese waren notwendig geworden, da aus dem Meeresboden ragende Hölzer des Wracks durch die Schiffbohrmuschel teredo navalis befallen waren, wie Überprüfungstauchgänge in den Jahren 2007 und 2008 gezeigt hatten.

Die Larven der Schiffbohrmuschel setzen sich dabei auf frei im Wasser liegenden Holzoberflächen ab und fressen sich bedingt durch ihren Wachstumsprozess mit den dazu ausgebildeten Kauwerkzeugen im inneren der Holzstruktur voran. Ihre auch der Atmung dienenden Mehrzweckorgane, die Siphonen, verbleiben dabei an der Holzoberfläche, sodass sich der Organismus nur relativ langsam gemäß seines Wachstums in die Hölzer hineinarbeitet. Er erreicht in der Regel Längen von 20 bis 30 cm, kann aber auch bis zu 50 cm lang werden. Mit seinen eng aneinander liegenden Fraßgängen destabilisiert er das Holz und zerstört somit innerhalb weniger Jahre die von ihm befallenen Holzstrukturen.

Frasgänge der Schiffbohrmuschel durchziehen die Wrackteile (Foto: LVUWA MV)

Erste Tests an frei liegenden Hölzern belegten eindringlich den fortgeschrittenen befall – Eile tat Not, um die Reste des ältesten in Mecklenburg-Vorpommern bekannten karweel gebauten Schiffs (um/nach 1304 AD) zu retten. Gemeinsam mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde wurde ein Schutzkonzept entwickelt und eine Projektförderung organisiert. Ziel war es das Wrack frei zulegen, zeichnerisch zu dokumentieren und archäologischen zu beschreiben. Anschließend galt es den Bohrmuschelbefall zu stoppen und den Neubefall durch teredo navalis zu verhindern.

Die Taucharbeiten begannen am 03.03.2010 mit der Videodokumentation des Ausgangszustandes. Die Arbeitsbedingungen vor Ort waren grausig: Temperaturen im Minusbereich und Wind, welcher den Aufenthalt außerhalb eines Windschutzes nur kurzzeitig zuließ. Unter Wasser sah es nicht besser aus. Die trübe Wassersäule verhinderte die geplante Fotodokumentation und ließ lediglich Videoaufnahmen sowie das Absaugen des Decksedimentes zu. Die Wassertemperaturen lagen um oder unterhalb des Gefrierpunktes, sodass die Taucher alle 40 Minuten abgelöst werden mussten und lange Oberflächenpausen zum Aufwärmen benötigten. Eine Wetterbesserung war lange nicht in Sicht und so war es Mitte März notwendig die Arbeiten auf das Südende des Wracks zu konzentrieren. Die Untersuchung des Nordendes musste auf ein Folgeprojekt verschoben werden.

Bordwandrest mit unten überstehendem Ende der Bodenwrange (Foto: LVUWA MV)

Am 23. März war die Freilegung des Südendes abgeschlossen, sodass in den Folgetagen die Foto- und Zeichendokumentation sowie die Befundansprache durchgeführt werden konnte. Hierbei zeigte sich, dass das Wrack lediglich aus einer flachen Bodenschale mit beidseitig vier erhaltenen Plankengängen in kraweeler Bauweise bestand. Die Bodenwrangen überragten die obersten Planken teils um mehr als 10 cm. Ein erster Hinweis, dass die Bordwand einst höher aufragte. Zudem deuteten die bearbeiteten Enden der Bodenwrangen darauf hin einst durch Aufsitzer verlängert gewesen zu sein. Die Bordwände waren somit ursprünglich sicherlich deutlich höher. Weiter zeigte sich, dass die Hölzer im Bereich des Bugs durch die Auflast des Sediments seitlich aus ihrer Position gedrückt und gegeneinander verschoben worden waren. So entsteht dort der Eindruck, als wenn die Schiffbauer im Vorschiff von der Karweel- in die Klinkerbauweise gewechselt hätten.

Bugsektion mit seitlich aus ihrer ursprünglichen Lage gepressten Planken (Foto: LVUWA MV)

Die Abdeckung und Sicherung des Schiffes gegen den erneuten Befall durch die Schiffsbohrmuschel erfolgte am 26. März. Dazu wurde der gesamte Fundplatz mit einem Geoflies abgedeckt und dieses mittel wabenförmig ausgelegter Sandsäcke gesichert. Die sich innerhalb der Waben auf dem Flies absetzenden Feinsedimente sollten die Atmungsorgane der Schiffbohrmuscheln verstopfen und so den vorhandenen Bohrmuschelbefall stoppen. Zudem sollte die Abdeckung die Besiedelung der Schiffshölzer mit neuen Bohrmuschellarven verhindern und vor mechanische Beschädigungen durch den Hafenbetrieb schützen.

Abdecken des Wracks mit Geoflies zur Sicherung gegen die Schiffbohrmuschel (Foto: M. Siegel)